Daggi Hesch versucht zu denken, was nicht immer leicht ist, wenn Frau im Alltag gefangen ist und mit wenig auskommen muss. Trotzdem freue ich mich, dass sie immer wieder kommt und ihr Tagebuch mitbringt.
Der Krieg in der Ukraine geht weiter. Die Wiener:innen machen sich Sorgen um ihre Gas betriebenen Heizungen und wollen jetzt umrüsten. 6.000€ kostet das ungefähr pro Haushalt und wird von Stadt und Bund gefördert. Es scheint, der Ukrainekrieg bringt die besten Seiten Europas zum Vorschein. So einig war man sich seit Bestand der EU noch nie. Wir rücken zusammen. Nur Sobotka rückt ab, allerdings nur für diesen einen Ausschusstag, denn Peter Pilz hat angekündigt, neue Chat-Protokolle vorzulegen. Heute ist also wieder einmal ein großer Auftritt zu erwarten. Während, wie ich gestern in den Nachrichten gehört habe, der Drahtzieher Schmid schon längst nicht mehr in Österreich lebt und Kurz im Silicon Valley arbeitet. Väterkarenz, sozusagen.
Es ist halt, wie es immer ist. Die Bösen sind immer die Männer. Die Kriegstreiber sind immer die Männer. Aber die Guten sind auch immer die Männer. Sie verkaufen Fußballklubs und gründen damit Stiftungen, um Kriegsopfer zu unterstützen. Die Reichen sind Männer, die Jobgewinner sind Männer. Die Ausschussvorsitzenden sind Männer. Die wirklich interessanten Befragten sind Männer. Nur ein Mann kann auf die Idee kommen, die Mikros für alle Ausschussmitglieder abzudrehen, so dass keine unliebsamen Fragen mehr an den Bundeskanzler gestellt werden. Der ist übrigens auch ein Mann. Gut dass ich an der Kasse sitz. Dort sind wir zufällig lauter Frauen.
Seit ich an der Juli Zeh lese, habe ich Schmerzen im rechten großen Zeh. Wenn das nicht ein Zufall ist. Sie schreibt von ihrem Garten und nennt ihn „verwilderte Brachfläche“. Das ist schon der nächste Zufall, denn damit könnte sie auch meinen Garten meinen. Nicht nachdenken. Weitermachen. Immer wenn ich das lese, klappe ich das Buch wieder zu und frage mich, wann ich eigentlich das letzte Mal etwas Sinnvolles gedacht, richtig nachgedacht habe. Nicht nachdenken. Weiterlesen. Aber dann ist es schon halb 8. Es beginnt die ZiB und ich schalte wieder ein.